Ausstellung Haus zur Glocke

Sabrina Barbieri befasst sich in ihren ausgestellten Werken mit dem Verhältnis des Menschen zur Natur. In der Serie Erdreich begegnet uns saftiges Grün, aber in der Mitte eine Leerstelle, die das Weiss der Leinwand zum Vorschein bringt. Diese Lücken im Bild wirken durch die scharfe Abgrenzung zur umgebenden Malerei nochmals stärker. In ihrem Umriss erinnern sie an achtlos in der Natur Weggeworfenes wie Verpackungspapier, Alufolie, doch auch an Umrisse aus geografischen Karten und liegende Figuren oder an die von der Künstlerin ebenfalls intendierten Kuhfladen. Die Überreste unseres Konsums sind somit gerade durch ihre Abwesenheit umso mehr das eigentliche Bildthema von Barbieris Arbeit. 

Während ihres Stipendiums in Tartu (Estland) entstand die Arbeit nourishing seaweed (2022), die aus kleinen, handgeschöpften und mit Algen eingefärbten Papierstückchen besteht. Die Anordnung am Boden ist lose an einem unsichtbaren Raster ausgerichtet, wodurch ein reizvoller Kontrast zwischen geometrischer Ordnung und Einzelstück entsteht. Durch die aufwendige, mit eigenen Händen vorgenommene Produktion des Papieres wird hier der Bildträger selbst zum eigentlichen Bild, das in seinen Farbnuancen die Vielfalt natürlicher Phänomene widerspiegelt. Die Alge als Naturmaterial wird zum Farbstoff der Malerei.

 

Text von Iona Poldervaart und Andreas Schwarz, Penny Rüegg, Judit Villiger / Herausgegeben von Judit Villiger